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Virologe Florian Krammer hält erste Tuppy Lecture nach Ableben von Namenspaten

Der Virologe geht am Freitag im Großen Festsaal der ÖAW auf "Eine Reise von Wien nach New York und zurück" . Biochemiker Hans Tuppy starb heuer kurz vor seinem 100. Geburtstag.

Der aus der Steiermark stammende Biotechnologe und Virologe Florian Krammer forscht in New York und hat dort die Pandemiebekämpfung in den USA live miterlebt und teils auch mitgestaltet.
Der aus der Steiermark stammende Biotechnologe und Virologe Florian Krammer forscht in New York und hat dort die Pandemiebekämpfung in den USA live miterlebt und teils auch mitgestaltet.

Am 22. Juli wäre der Biochemiker und ehemalige Wissenschaftsminister Hans Tuppy 100 Jahre alt geworden. Kurz davor, am 24. April, ist der für die heimische Wissenschaftslandschaft so prägende Forscher und Namenspate für die seit 2016 abgehaltenen "Tuppy Lectures" verstorben. Der Virologe Florian Krammer wird die Tradition am Freitag (28. Juni) nun fortsetzen und im Großen Festsaal der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) auf "Eine Reise von Wien nach New York und zurück" gehen.

Im Rahmen der Vortragsreihe kommen Wissenschafterinnen und Wissenschafter zu Wort, "die einen bahnbrechenden Beitrag auf dem Gebiet der Biochemie oder Molekularbiologie geleistet haben", heißt es seitens der Veranstalter, der Universität Wien und der ÖAW. Tuppy selbst war als Forscher international erfolgreich und wirkte u. a. an nobelpreisverdächtigen Entdeckungen mit, wie der Aufklärung der Struktur von Insulin oder an wichtigen Arbeiten zur Biochemie der Blutgruppensubstanzen. Darüber hinaus absolvierte er eine bemerkenswerte hochschulpolitische Karriere. Das österreichische Wissenschaftssystem hat er als Rektor der Universität Wien, Präsident des Wissenschaftsfonds FWF, der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) sowie als Minister mitgeprägt.

Florian Krammer wechselte nach dem Abschluss seines Studiums im Jahr 2010 an der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien als Post-Doc an die vom ebenfalls aus Österreich stammenden Virologen Peter Palese geleitete Abteilung für Mikrobiologie der Icahn School of Medicine am Mount-Sinai-Krankenhaus in New York. Seit März bekleidet Krammer auch eine Teilzeitprofessur an der Medizinischen Universität Wien, wo er das neue Ignaz-Semmelweis-Institut für Infektionsforschung (ISI) aufbaut.

Im Rahmen seiner Lecture wird Krammer den Bogen von den frühen Arbeiten von Peter Palese und Hans Tuppy - dem Doktorvater Paleses - in Wien zu Neuraminidasen bis hin zu seinen aktuellen Arbeiten zu den auf ihrer Oberfläche von den Proteinen Hämagglutinin (H) und Neuraminidase (N) bedeckten Influenzaviren spannen, wie er der APA im Vorfeld erklärte. Bei der Neuraminidase handelt es sich um ein bei Krankheitserregern häufig anzutreffendes Enzym. Es hat sich als wichtiger Angriffspunkt entpuppt, wenn man danach trachtet, eine Grippeinfektion zu therapieren oder zu verhindern. Wird das Enzym gehemmt, können sich die Viren nach der Infektion und Vermehrung in einer Wirtszelle nicht mehr aufmachen, um andere Zellen im Körper zu infizieren.

Palese hat sich später auch in New York weiter mit Neuraminidase beschäftigt. Krammer selbst forscht seit einiger Zeit an neuraminidasebasierter Immunität, Therapeutika und Impfstoffen. Ein aktuelles Thema in dem Zusammenhang ist die Immunität gegen die Enzym-Variante "N1". Sie kursiert momentan weltweit im hochpathogenen H5N1-Grippevirus vor allem unter Vögeln und anderen Tieren. Krammer möchte in Wien künftig zum Beispiel an der Frage forschen, ob die bisher erstaunliche Widerstandsfähigkeit in der menschlichen Bevölkerung gegen den H5N1-Erreger mit N1 zusammenhängt. Dieser Influenza-Virenbestandteil ist dem Immunsystem vieler Menschen durch Infektionen oder Impfungen mit der H1N1-Variante bekannt. Das scheint einen "teilweisen Schutz vor einer H5N1-Infektion und insbesondere vor dem Fortschreiten einer schweren Erkrankung" zu bieten, so Krammer. Wie verlässlich dieser Schutz jedoch ist, sei eine von vielen offen Fragen in dem Bereich.

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