Jetzt im Kino Hinreißend komischer Weg zur Selbsterkenntnis

✮✮✮✮ Neu im Kino: „Mein Liebhaber, der Esel und ich“ von Caroline Vignal mit Laure Calamy.

 Laure Calamy als Antoinette und Benjamin Lavernhe als Vladimir.

Laure Calamy als Antoinette und Benjamin Lavernhe als Vladimir.

Foto: Chapka Films

Die Schüler müssen den Kopf auf die Bank legen und bis 100 zählen, während ihre Lehrerin sich im Klassenraum umzieht. Dann steht sie im glitzernden Abendkleid vor ihnen. Es ist der letzte Schultag und die Klasse hat eine Choreinlage einstudiert. Die ersten beiden Strophen des Chansons singen die Kinder noch gemeinsam von der Lehrerin am Piano begleitet, aber dann legt sich Antoinette (Laure Calamy) voll rein in das Liebeslied, das sie nur für einen singt: Vladimir (Benjamin Lavernhe), den verheirateten Vater einer Schülerin, mit dem sie eine außereheliche Affäre verbindet. Als dieser ihr eröffnet, dass er die erste Ferienwoche nicht wie versprochen mit ihr in Paris, sondern mit Frau und Tochter auf einer Wandertour durch die Cevennen verbringen wird, reist sie ihm kurz entschlossen hinterher. Sie hat gleich das Komplettpaket gebucht mit einem Esel als Lastenträger. Der eigensinnige Esel irischer Abstammung bleibt gerne einmal auf freier Strecke stehen. Aber bald findet Antoinette heraus, dass das Tier von seinem sturen Verhalten ablässt, wenn man ihm etwas erzählt. Und so beginnt sie, von all den misslungenen Liebschaften zu berichten.

Mit „Mein Liebhaber, der Esel und ich“ ist Caroline Vignal eine federleichte Komödie gelungen, die keineswegs oberflächlich daherkommt. Ähnlich wie in den Pilgerfilmen rund um den Jakobsweg wird auch hier die Fernwanderroute zum Weg der Selbsterkenntnis. Laure Calamy ist hinreißend komisch als romantische Chaotin, die mehr liebt, als ihr gut tut. Aber auch wegen der famosen Nebenfiguren überzeugt diese Komödie mit Sinn fürs zwischenmenschliche Detail. Hinzu kommt natürlich noch die raue Schönheit der Cevennen, die hier in ungetrübter Sommerlichkeit auf der Leinwand erstrahlt.

Frankreich 2020, 97 Min., Camera Zwo (Sb); Regie und Buch: Caroline Vignal; Kamera: Simon Beaufils; Musik: Matei Bratescot; Besetzung: Laure Calamy, Benjamin Lavernhe, Olivia Côte, Marc Fraize.