Mystik und Martyrium

Fast überschlug sich die Stimme: "Wieder muß ich diesen Mächtigen der Welt begegnen, aber mit welchen Argumenten soll ich ihnen entgegentreten?" rief der aus dem Krankenhaus entlassene Papst vorigen Sonntag, vier Tage bevor er den amerikanischen Präsidenten empfing. Bill Clinton hat kürzlich die "Pille am Tag danach" freigegeben. Der Papst hüllte seine Anklage in Sätze, die nach mystischer Flucht ins Martyrium klangen: "Mir bleibt nur das Argument des Leidens. Den Mächtigen kann ich nur sagen, daß ich ihnen meine körperlichen Leiden für die Verteidigung der Familie anbiete, denn die Familie ist bedroht, sie leidet. Während meines Klinikaufenthalts war mir wieder die große Gestalt des polnischen Primas Wyszynski nahe, der mir am Anfang meines Pontifikats gesagt hatte: Du mußt die Kirche ins dritte Jahrtausend führen. Und ich verstand, daß ich sie auch mit Schmerzen hinüberführen muß, mit dem Attentat vor dreizehn Jahren und jetzt mit diesem neuen Opfer, wieder vier Wochen in der Klinik. Ich will den Mächtigen sagen: Kapiert doch, warum der Papst wieder im Spital ist und leidet. Versteht es doch, und überlegt noch einmal!"