Geld stinkt nicht", sagte bekanntlich Vespasian zu seinem Sohn Titus, womit er die Einnahmen aus der Steuer auf Bedürfnisanstalten meinte. Diese berühmt gewordene "Pecunia non olet"-Metapher, wörtlich genommen, stimmt nicht: Geld riecht; übrigens auch im übertragenen Sinne. Die alte deutsche Reichsmark, geschmückt mit recht ehern-martialischen Emblemen - Ähre, Sichel und Helm; auf dem Fünfmarkschein der obligat blonde Pimpf in Trutz- und Schutzhaltung -, hatte einen anderen Papiergeruch: den vertrauten Muff von Mutterns Küchenschürze und Vaters nasser Uniform. Es war - sehr bald international nicht mehr konvertierbar - eine lappige Provinzwährung, sie schmeckte in der "Zeitenwende" 1945 nach Zigarettenmarken, Löschwasser und Sold; brandig. Die unhandlich großen Scheine hatten den verführerischen Charme der so eilends umgefärbten Militärmäntel: rauh, grob in der Textur, fadenscheinig. Die erntefreudig abgebildeten Bauern nahmen sie bei den Kartoffelhamsterfahrten der hungernden Großstädter gar nicht mehr, die die Rückseite schmückenden Denkmäler und Dome lagen in Schutt und Asche. Dieses Geld "roch schlecht", es hatte - sehr anders als Prousts Madeleine-Gebäck - den Geruch fataler Erinnerung. Die sollte aus den Köpfen verschwinden, so hurtig wie die Braunhemden, HJ-Dolche und Tornister aus den Schränken.