Auf den deutschen Sport kommt möglicherweise ein neuer Doping-Skandal noch unabsehbaren Ausmaßes zu. Nach bisher nicht konkretisierten Informationen der ARD sollen insgesamt 30 Sportler Kunden bei einer Wiener Blutbank gewesen sein. Rund zwei Drittel der Athleten, die illegal Blut-Transfusionen vorgenommen haben sollen, stammen angeblich aus Deutschland. Es handele sich "um Biathleten und Skilangläufer, die zumindest zum Teil zur Weltspitze gehören".

Der Deutsche Ski-Verband (DSV) ist bisher unwissend: "Wir haben keinerlei Anhaltspunkte und keinerlei Namen oder sonstige Hinweise, denen wir nachgehen könnten", sagte DSV-Sprecher Stefan Schwarzbach. Man bemühe sich mit Nachdruck um weitere Informationen. "Es war ja angekündigt worden, dass Ross und Reiter genannt werden. Solange das nicht der Fall ist, kann ich mich schlecht dazu äußern. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass von unserer Mannschaft jemand dabei ist", sagte Biathlon-Bundestrainer Uwe Müssiggang. Sein Männer-Kollege Frank Ullrich pflichtete ihm bei: "Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Für meine Truppe hier lege ich die Hand ins Feuer."

Einen erheblichen Imageverlust befürchtet der Nürnberger Pharmakologe Fritz Sörgel: "Damit würde der Wintersport den Radsport überholen. Auf einen Schlag zwanzig, das ist schon viel." Namentlich als Kunden nannte die ARD bislang nur Radprofis. Unter anderem sollen Michael Rasmussen (Dänemark), der von der Tour de France ausgeschlossen worden war und ohnehin einer Doping-Sperre entgegensieht, Michael Boogerd (Niederlande) und der zweifache Vuelta-Gewinner Denis Mentschow (Russland) in dem Labor Blutdoping vorgenommen haben.

Die Weltklasse-Biathletin Martina Glagow hat beim Weltcup in Ruhpolding alle Spekulationen um Verbindungen zu der Blutbank in Wien zurückgewiesen: "Ich kenne keine Blutbank in Wien und kann für mich versichern, dass ich mit denen keinen Kontakt hatte." Ihre Teamkollegin Andrea Henkel reagierte auf Fragen so: "Ich war einmal in Wien, 2003 für drei Tage Urlaub."