Der vom US-Militär errichtete provisorische Pier vor der Küste des Gazastreifens wird vorerst entfernt. Grund sei rauer Seegang, teilte das zuständige Regionalkommando Centcom mit. Die Entscheidung sei nicht leichtfertig getroffen worden, doch die Sicherheit der beteiligten Soldaten habe höchste Priorität. Der Pier soll demnach nach Aschdod in Israel geschleppt werden.

Die Hilfslieferungen würden wieder aufgenommen, sobald sich die See wieder beruhigt habe, teilte Centcom mit. Durch den Abbau werde "struktureller Schaden" an der Anlagestelle vermieden.

Lieferungen immer wieder unterbrochen

Bereits am vergangenen Wochenende waren die Hilfslieferungen über den Pier wegen starken Seegangs unterbrochen worden, am Dienstag wurden sie wieder aufgenommen. Am Mittwoch sagte dann eine Sprecherin des US-Verteidigungsministeriums, dass über die Anlegestelle gelieferte Hilfsgüter derzeit nicht weiter verteilt und am Strand des Gazastreifens liegen bleiben würden. Hintergrund war ein Stopp der Verteilungen durch das Welternährungsprogramm (WFP) im Zusammenhang mit dem israelischen Militäreinsatz zur Befreiung von vier Geiseln aus der Gewalt der Hamas im zentralen Gazastreifen.

Unterbrechungen hatte es auch zuvor schon gegeben. So waren Ende Mai die Hilfslieferungen ausgesetzt worden, nachdem der provisorische Pier vor der Küste des Palästinensergebiets bei einem Sturm beschädigt worden war. Der Pier war daraufhin im nahe gelegenen israelischen Hafen Aschdod repariert worden.

3.500 Tonnen Hilfsgüter an Land gebracht

Da der Gazastreifen selbst über keinen Hafen verfügt, hatte das US-Militär im April mit dem Bau der Anlegestelle begonnen, um auf dem Seeweg Hilfslieferungen in das Palästinensergebiet bringen zu können. Bislang wurden über die Anlegestelle insgesamt 3.500 Tonnen Hilfsgüter an Land gebracht.

Die provisorische Lösung sieht vor, dass Frachter Hilfslieferungen von Zypern aus zunächst zu einer schwimmenden Plattform einige Kilometer vor der Küste des Gazastreifens bringen. Die Güter werden dort auf kleinere Schiffe verladen, die näher an die Küste heranfahren können, und dann mit den Lkw-Ladungen an dem an der Küste befestigten temporären Pier anlegen. Dort werden die Lieferungen von Hilfsorganisationen entgegengenommen und dann im Gazastreifen verteilt. Die geschätzten Kosten für die Errichtung der Anlegestelle wurden mit rund 230 Millionen US-Dollar (rund 212 Millionen Euro) angegeben.

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