Welchen Rahmen braucht es für Bankenstabilität?

Ein Expertengespräch zur Balance zwischen bisheriger Regulierung und künftigen Massnahmen

An einer Podiumsdiskussion im SWA wird danach gefragt, ob und wie eine Schweizer Grossbank gerettet werden soll und wie man verhindern könnte, dass eine Rettung notwendig wird.

Wir erinnern uns gut an die turbulenten Tage rund um den 19. März des vergangenen Jahres. Die Credit Suisse war ins Strudeln geraten. Das Eidgenössische Finanzdepartement, die Nationalbank und die Finanzmarktaufsicht FINMA intervenierten. Es wurden enorme Mittel der öffentlichen Hand zur Verfügung gestellt. Schliesslich übernahm die UBS die Credit Suisse. Der Bundesrat erliess eine Notverordnung, welche den Zusammenschluss der beiden Banken ohne Genehmigung der Aktionärinnen und Aktionäre erlaubte.

Die Vorgänge waren historisch einzigartig, erinnerten aber in gewisser Weise trotz allem an die Finanzkrise 2009, im Zuge derer die UBS mittels der Unterstützung der Eidgenossenschaft aufgefangen wurde.

Kann es in Zukunft erneut zu einer Bankenkrise kommen und könnte die Schweiz diese nochmals erfolgreich stemmen? Hier stellen sich verschiedene grundsätzliche Fragen. Wie eingangs angeführt: soll oder muss eine global agierende Bank überhaupt gerettet werden? Welche Rolle soll hier der Staat spielen? Was soll er tun, um den Rahmen so zu setzen, dass eine systemrelevante Bank nicht zum Sanierungsfall wird? Führt der Weg über eine Erhöhung der Eigenmittel? Ist es der Schutz vor raschen Rückzügen der Einlagen, der in der digitalen Welt von heute neu geregelt werden muss? Wie also soll das Regelwerk konzipiert sein? Was bleibt im Sinne der Selbstregulierung freiwillig, was soll obligatorisch sein?

Der Pulverdampf hat sich gelegt. Es liegen Vorschläge auf dem Tisch, wie die Mechanismen ausgestaltet werden könnten, bzw. welche Verbesserungen das existierende Regelwerk benötigt. Zwei Berichte stehen aktuell im Zentrum. Im September 2023 publizierte die bundesrätliche Expertengruppe «Bankenstabilität» ihren Bericht «Reformbedarf nach dem Untergang der CS». Der Bundesrat stellte im April dieses Jahres einen Bericht mit Vorschlägen vor. Der Bericht des Bundesrats hat zum Ziel, den Handlungsbedarf zu identifizieren, «um die Resilienz und Stabilität der systemrelevanten Banken (SIBs) und des Schweizer Finanzplatzes zu stärken und damit die Risiken für die Volkswirtschaft und die Steuerzahlenden weiter zu minimieren». Die Autorinnen und Autoren stützen sich dabei auch auf eine Reihe von Gutachten zum Thema und adressieren eine stattliche Anzahl parlamentarischer Vorstösse.

Die Bilanz der UBS ist doppelt so gross wie die Wirtschaftsleistung der Schweiz. Die Schweiz verfügt mit der UBS aktuell nur noch über eine globale Bank und die ist systemrelevant. Es ist folglich nicht nur für die Bank von Bedeutung, ob sie stabil unterwegs ist, sondern für uns alle. Sei dies, weil wir private oder unternehmerisch tätige Bankkundinnen sind, oder, weil wir regelmässig unsere Steuern bezahlen und weil wir ganz generell von der Volkswirtschaft der Schweiz abhängen.

Zu den oben aufgeworfenen Fragen tauschen sich am kommenden Stiftungsanlass des SWA drei Experten des Fachs aus und diskutieren mit dem Publikum.

  • Peter A. Fischer überblickt als Chefökonom der NZZ, der für die Wirtschaftspolitik zuständig ist, die Konjunkturen der regulierungspolitischen Debatte der vergangenen Jahre.
  • Yvan Lengwiler ist Professor für Nationalökonomie an der Universität Basel. Er befasst sich mit Finanzmarktregulierung, war Verwaltungsrat der FINMA und 2023 Präsident der oben zitierten bundesrätlichen Expertengruppe «Bankenstabilität».
  • Roman Studer ist CEO der Schweizerischen Bankiervereinigung und fundierter Kenner der Finanzindustrie. Er leitete bei der UBS die Abteilung Governmental Affairs Schweiz und betreute die regulatorischen Entwicklungen für Banken.

Moderiert wird das Gespräch von Dr. Markus von Escher, Präsident der Stiftung zur Förderung des SWA, der über eine 30-jährige Erfahrung in der FINMA-regulierten Finanzindustrie verfügt.

Das SWA setzt mit der Podiumsdiskussion zu einer aktuellen Debatte die Veranstaltungsreihe zum Thema Finanzplatz Schweiz fort. Sie sind herzlich eingeladen, dem Gespräch zu folgen.

Mittwoch, 19. Juni 2024, 18.30 Uhr
Schweizerisches Wirtschaftsarchiv, Peter Merian-Weg 6 (WWZ-Auditorium), Basel

Veröffentlicht von Irene Amstutz

Leiterin UBW-SWA

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