Künstlerische Darstellung: Stern im Weltall
Diana Galieva – stock.adobe.com
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Prognose

Erde bekommt zweite Sonne

Auf dem Wüstenplanet „Tatooine“ aus der „Star Wars“-Filmreihe geht die Sonne zweimal auf. Etwas ähnliches steht in 1,3 Millionen Jahren auch unserem Planeten bevor: Dann bekommt die Erde eine zusätzliche Sonne – wenn auch nur vorübergehend.

Aktuell ist Gliese 710 rund 60 Lichtjahre von uns entfernt. Tendenz fallend, denn die Sonne im Sternbild Schwan bewegt sich mit hohem Tempo auf uns zu. In 1,3 Millionen Jahren wird die Distanz nur mehr ein paar Lichtwochen betragen, in astronomischen Maßen ausgedrückt: etwa 10.000-mal die Distanz zwischen Erde und Sonne. Die Flugroute wird Gliese in die Oort’sche Wolke führen, einem Außenbezirk unseres Planetensystems, in dem sich unzählige, vermutlich Billionen Kometen tummeln.

Kometen-Billard

Was passiert, wenn Gliese durch diesen Kometengürtel rast? Bisherige Analysen gingen davon aus, dass die Schwerkraft des Sterns kaum Auswirkungen auf seine Umgebung haben wird. Doch eine neue, deutlich aufwändigere Simulation zeichnet ein völlig anderes Bild.

Wie die Wiener Astronomin Elke Pilat-Lohinger mit ihrem Team herausgefunden hat, wird Gliese 100 Millionen Kometen von ihrer Bahn ablenken und in die Weiten des Weltalls schubsen. Womit nicht gesagt ist, dass damit alle für ewig unser Planetensystem verlassen. „Manche davon könnten unserem Sonnensystem nach langer Zeit wieder einen Besuch abstatten. So ähnlich wie Omuamua und Borisov“, sagt Pilat-Lohinger im Gespräch mit Ö1. Der Asteroid Omuamua wurde 2017 zwischen Sonne und Merkur gesichtet. Woher er stammt, ist bislang unbekannt. Interstellaren Ursprungs ist wohl auch der Komet Borisov. Er wurde zwei Jahre später entdeckt und kam der Sonne bis auf drei astronomische Einheiten (=Abstand zwischen Erde und Sonne) nahe.

Mögliche Einschläge auf der Erde

Auf Tuchfühlung mit dem Sonnensystem werden wohl auch einige Kometen aus der Oort’schen Wolke kommen, wenn Gliese 710 dort mit seiner Schwerkraft für Turbulenzen sorgt. Das spektakuläre Ergebnis von Pilat-Lohingers Berechnungen lautet nämlich: In 1,3 Millionen Jahren werden 4.500 Kometen in Richtung inneres Planetensystem jagen. Das werde die Wahrscheinlichkeit für Einschläge auf der Erde „mit Sicherheit erhöhen“, sagt die Forscherin von der Universität Wien.

Künstlerische Darstellung: Asteoird schlägt auf der Erdoberfläche ein
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Konkrete Zahlen werde man erst nach vertiefenden Analysen angeben können – die Resultate wurde bisher nur auf Fachkongressen vorgestellt und sind noch nicht publiziert. Sicher ist jedenfalls: Sollte ein solcher Komet die Erde treffen, werde das vom Impact „ mit dem Asteroideneinschlag am Ende der Kreidezeit vergleichbar sein, der zum Aussterben der Dinosaurier geführt hat“, sagt Pilat-Lohinger.

Die Objekte in der Oort’schen Wolke gehören zu einer ähnlichen Größenklasse wie Komet Halley, der mit seinen 15 Kilometern Durchmesser durchaus ein Bröckerl darstellt. Was all das für die Menschheit bedeuten könnte – so es sie dann noch gibt – bleibt ungewiss. „Wir werden es nicht mehr erleben“, sagt Pilat-Lohinger. „Und das ist vielleicht auch gut so.“

Das Naturschauspiel wird jedenfalls von begrenzter Dauer sein. Nach 64.000 Jahren sollte Gliese 710 den Kometengürtel laut den neuen Berechnungen wieder verlassen und in die Weiten des Alls entschwinden. An seinem sonnennächsten Punkt wird er auch von der Erde aus sichtbar sein – in etwa so groß, wie Jupiter jetzt am Himmel erscheint.

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