Von Benjamin Henrichs

Am Ende kommt es, wie es kommen muß – Mord, Gemetzel, die Bühne in Blut. Aber ein paar Minuten vor dem Ende sah es plötzlich so aus, als könnte alles auch ganz anders kommen.

Lulus letzter Freier betritt die Szene, ihr Mörder, Jack the Ripper (Frank Wedekind selber hat die Rolle oft gespielt). Im Hamburger Schauspielhaus, in Peter Zadeks Inszenierung, erscheint mit dem Killer nicht das Jüngste Gericht auf der Bühne – sondern ein linkischer, scheuer Jüngling. Uwe Böhm spielt ihn, Zadeks Andi vom vergangenen Jahr – und Susanne Lothar ist Lulu, damals war sie Andis Braut. "The moon is shining", sagt der Junge mit hoher, zittriger Stimme, beinahe singt er den Satz. Und das jammervolle Mädchen begrüßt ihn wie ihren Retter – es ist ein Jüngling, heißt "der Tod".