Von Walter van Rossum

Bis auf Françoise Sagan und Michel Leiris sind sie heute alle tot: jene französischen Schriftsteller und zwei Schriftstellerinnen (Sagan und de Beauvoir), die Madeleine Chapsal bereits Ende der fünfziger und Anfang der sechziger Jahre für die Wochenzeitung L’Express interviewt hatte. Diese Gespräche dokumentieren fünfzig Jahre französischer Literatur: vom Surrealismus (André Breton, Tristan Tzara) über Georges Bataille und André Malraux bis zu Jean-Paul Sartre. Es handelt sich dabei nicht nur um Schriftsteller im engeren Sinne, sondern auch um Philosophen wie Gaston Bachelard und Maurice Merleau-Ponty oder Psychoanalytiker wie Jacques Lacan. Um einen Ausdruck zu benutzen, den Lacan von Freud übernommen hat: ein universitas litterarum. Und vielleicht liegt ja darin auch das Spezifikum des französischen Geisteslebens in diesem Jahrhundert, daß nämlich Literatur und Theorie, Philosophie und Poesie auf eine unnachahmliche Weise ineinander übergehen.